Dienstag, 8. Oktober 2013

Der Chor

Nach kurzer Pause mal wieder ein Lebenszeichen :)
Tja, das Leben hier ging so seinen Gang und plötzlich war ich Mitglied im Kirchenchor! Unglaublich, ich kann immer noch nicht fassen, dass mir das ermöglicht wurde! Im Geheimen hatte ich schon davon geträumt, als ich das erste mal dem Gottesdienst beigewohnt habe, aber dass es dann tatsächlich wahr wurde....
Allerdings laufen Chorproben hier sehr anders ab, als ich es gewohnt bin - zumindest zum Teil. Es gibt keine Noten, keinen Text, kein Melodieinstrument, das die einzelnen Stimmen vorspielt. Der Chorleiter singt es so vor, wie er es in Erinnerung hat und dann schmettern alle los. Interessanterweise stehe ich im Sopran gleich neben einem Mann, der allerdings tatsächlich genauso hoch singt, wie ich - mit Kopfstimme. Auch im Alt sind mehrere Männer zu sehen. Am erstaunlichsten finde ich allerdings immer noch unseren Chorleiter selbst - der kann alle vier Stimmen singen!
Ich selbst versuche eigentlich nur die ganze Zeit, nicht allzu viel Mist zu bauen. Die Melodien sind zwar eingängig und ich kann sie mir schnell merken, aber die Texte.... bei jedem neuen Lied halte ich dem Chorleiter erst mal mein Notizbuch hin und er schreibt mir das ganze in Twi auf.
Die Gruppe ist richtig bunt gemischt und sehr lebhaft. Es macht richtig Spaß, wie sich ständig alle gegenseitig aufziehen. Wer zur Chorprobe in die Kirche kommt, ruft einmal ganz laut "Sweet" und alle anderen Anwesenden antworten mit einem "Jesus". Je nach Persönlichkeit ist es auch vorgekommen, dass ein Tenor wie ein Gummiball auf und ab hüpfend den Chorleiter von hinten ansprang und "Sweet sweet sweet sweet" bellte - da war die andächtige Atmosphäre der abendlichen Kirche natürlich hin.
Vor und nach der Probe wird gebetet. Bei meiner ersten Probe wurde ich gebeten, das zu übernehmen - nicht sehr sinnvoll, meiner Meinung nach, weil außer dem Chorleiter kaum einer Englisch spricht, aber seis drum :) es war trotzdem schön.
Meine erste "Bewährungsprobe" hatte ich dann letztes Wochenende: Eine Beerdigung stand an. Das sind hier natürlich ebenfalls riesige Ereignisse mit gigantischer Gästeschar, Programmheft inklusive Biographie, Prozession zum Grab, mehreren Gottesdiensten und natürlich Kameramann. Das ganze dauert übrigens ein gesamtes Wochenende.
Die zwei Proben, die ich vorher mitgemacht hatte, reichten natürlich bei Weitem nicht, um all die Lieder zu kennen, die der Chor bei diesem Event sang. Aber ich hab mein bestes gegeben und ansonsten einfach versucht, irgendwie die Laute nachzuahmen, die um mich rum gesungen wurden - möglichst leise.
Für diesen Anlass hatte ich mir auch extra noch schwarze Kleidung ausgeliehen - völlig unnötig, wie sich hinterher herausstellte, da ich so wie so Chorroben trug :) Unser Chorleiter meinte, damit sähen wir aus, wie Collegeabsolventen - stimmt auch. Sehr schön fand ich seinen Kommentar: "We are graduating in Christ".
Allerdings war es unter diesen Roben schön muckelig - trotzdem hat das ganze unheimlichen Spaß gemacht. Auch während der Prozession zum Grab sind wir andächtig singend vorweggeschritten, was allerdings bei dem ganzen Gehupe, das unsere den Verkehr ausbremsende Prozession verursachte, leicht unterging.
Besonders witzig fand ich aber, dass die Tatsache, dass ich ein paar Lieder in Twi singen konnte, dazu führte, dass anschließend immer, wenn jemand auf Twi irgendwas über die "Obruoni" sagte, ihn jemand unterbrach und meinte "O te Twi!" (Sie spricht Twi).

2 Kommentare:

  1. Na da gratuliere ich aber. Aber es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, denn die Tonleiter kannst Du ja schon länger.
    Viele schöne Konzerte auch weiterhin wünscht

    AK

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