Freitag, 25. Oktober 2013

Kulinarisches

Ein ganz wichtiges Thema, worüber ich schon längst mal hatte schreiben wollen: das ghanaische Essen! Und das meine ich ernst, denn meistens folgt hier auf die Begrüßung direkt die Frage: Hast du schon gegessen?
Deshalb hier mal ein kleiner, bestimmt nicht vollständiger Überblick.

Generelles

Vor dem Essen wünscht man sich nicht "guten Appetit", sondern jeder beginnt für sich mit einem kleinen stillen Gebet. Gegessen wird ausschließlich mit der rechten Hand, auch Suppe wird damit geschöpft. Meistens sitzen alle zusammen auf dem Boden, oftmals isst man auch zu mehreren aus einer großen Schüssel, wenn nicht sogar direkt aus dem Topf.
Es wird auch immer aufgegessen, und zwar schnell und viel. Wenn ich meine Portion mal nicht schaffe oder einfach ein bisschen langsamer genießen will, wird sofort interpretiert, es schmecke mir nicht.

Gerichte

Generell gilt in Ghana: Viel Öl, wenig Gemüse und gaaaaaaanz viel Pfeffer! Dabei gibt es meistens eine relativ geschmacksneutrale Grundlage mit einer "Soup" oder einem "Stew" - Letzteres ist dann das Scharfe. Los geht's mit den "Grundlagen":
Fufu
Das ghanaische Nationalgericht hatte ich ja schon mal erwähnt. Es ist eine Pampe, die aus gekochtem Yam, Cocoyam, Plantain und Kasawa (siehe unten) mit einem großen, schweren Stock zusammengestampft wird, sodass ein richtig klebriger Klumpen entsteht. Um ihn zu essen, bringt man entweder drei seiner Finger in Gabelform oder ahmt damit eine Schere nach, sodass man den Klumpen quasi in Häppchen schneidet.
Diese sollten allerdings wirklich mundgerecht sein, denn Fufu wird direkt geschluckt. Ich habe es nicht probiert, aber angeblich schmeckt es absolut widerlich, wenn man ihn kaut.
Dazu gibt es dann eine "Soup".
Yam
Diese riesige, von außen wie ein dicker, unförmiger Ast aussehende Knollenfrucht ist ein unserer Kartoffel nicht unähnliches Gemüse. Das Schälen ist aufgrund der wirklich dicken Rinde allerdings um einiges aufwändiger und es sättigt wirklich extrem!
Gegessen wird sie meistens gekocht mit einem "Stew", schmeckt gebraten angeblich wie Bratkartoffel und frittiert wie Pommes. Letzteres wird eigentlich an jeder Ecke angeboten.
Plantain
Die Kochbanane. Sie wird in zwei Kategorien unterteilt: Riped und unriped. Die letztere ist etwas geschmacksneutraler und wird oft mit Yam zusammen als "Ampisi" (keine Ahnung, wie man das schreibt) mit Stew serviert. Gereifte Kochbanane ist wesentlich süßer und weicher, sie schmeckt auch ohne Sauce sehr gut wird aber auch oft mit Stew gegessen.
Wie so ziemlich alles, gibt es Plantain auch in der Version "fried": Das Wort hat allerdings drei verschiedene Übersetzungen: Gebraten, gegrillt oder frittiert. Letzteres hab ich noch nicht gesehen, die ersten beiden Versionen schmeckten gut - sehr süß, weil vermutlich nur die gereiften genommen wurden.
Gari and Beans
Gari ist ein Mehlähnliches Pulver, das aus gemahlenem Kasawa (ein Gemüse, das ich bisher noch nicht in isolierter Verwendung gefunden habe) gemacht wird. In diesem Gericht wird es mit Sojabohnen gemischt und entweder mit Tomatensauce oder auch einfach nur Öl serviert.
Banku
Sieht echt komisch aus: Ein aus Maismehl hergestellter Teigklumpen, den man entweder mit Stew oder Soup isst. Er wird zum Warmhalten in Plastikfolie gewickelt und, wenn er auf der Straße verkauft wird, noch zusätzlich in Maisblätter.
In meiner Gastfamilie gebührt es dem Ältesten oder dem Gast (also mir), sich als erstes eine Kugel auszusuchen: Fachmännisch wiegt mein Gastbruder dabei jedes Mal die zur Auswahl stehenden Bankus ab, um auch ja den größten zu bekommen. Auch hierzu gibt es entweder Stew oder Soup.
Schmeckt ein bisschen säuerlich, nicht alle mögen es, aber ich kann es wohl gut haben.
Kenkey
Ähnlich wie Banku, wird genauso serviert und gegessen, allerdings ist hier auch noch etwas anderes als Maismehl bei und schmeckt nicht so säuerlich.
Reis
Gut, muss man nicht viel zu sagen. Das am meisten angebotene Fast Food Gericht hier ist gebratener Reis. Was mir daran gut gefällt ist, dass es dann auch mal, wie sonst fast nie, Salat dazu gibt! Und wenn die Verkäuferin Englisch spricht, kann man das Verhältnis von öliger Sauce und Grünzeugst auch mal ein bisschen eindeutschen :)
Bei der gekochten Version konnte ich ein Phänomen unter meinen Brüdern beobachten: Da die Töpfe hier nicht beschichtet sind, sind Rand und Boden des Topfes eigentlich immer mit einer Schicht knusprigen, verbrannten Reises überzogen - eine Delikatesse, um die sich mit Löffeln gestritten wird!
Riceballs
Hierzu wird ein besonders feinkörniger Reis benutzt, der ziemlich klumpt beim Kochen. So ist es hinterher leicht, mit der Hand daraus Bälle zu formen, die dann zusammen mit Soup gegessen werden können.

Die Saucen
Stew
ist schon eine Bezeichnung für sich. Meistens ist dann von einer dickflüssigen Tomatensauce die Rede, in der (natürlich) Pfeffer, Zwiebeln und Öl zu finden sind, oftmals auch Fisch. Dieser Stew wird in einem flachen Tongefäß mit einem Mörser nach und nach zermalmt, meistens isst man ihn kalt. Das ist auch gut so, denn man verbrennt sich meist schon, wenn man den Yam oder was auch immer mit der Hand zerteilt.
Kontomre Stew
Wird aus den Blättern von Cocoyam, einer Art Baby - Yam, gekocht. Diese werden gegart und dann ebenfalls zermörsert, natürlich auch mit einigem anderen Zeugs. Schmeckt mir total gut, ist so ziemlich das einzig grüne, was hier gängigerweise gegessen wird.

Palm Soup
Aus den Früchten der Ölpalme wird hierzulande Öl gewonnen. Die Produktion ist hier in Kokofu sehr verbreitet, entsprechend streng riecht es an einigen Stellen. Allerdings wird dieses Öl nicht nur für Seifenproduktion etc. verkauft, man kocht es auch zu einer Suppe ein. Abgesehen von dem Öl ist da glaube ich nicht viel drin, man kann echt nicht viel auf einmal davon essen!
Groundnut Soup
Mein Liebling unter den Suppen. Bedeutet Erdnuss - Suppe, keine Ahnung, warum man nicht Peanut dazu sagt. Tja, was soll man da noch erklären: Scharf und erdnussig halt :) Wird meistens mit Riceballs gegessen.

Beilagen
Ghana ist ein absolutes Fleischesserland. Und es wird wirklich alles vom Fleisch gegessen, auch die Innereien, da kennt man keine Scheu. Meistens isst man auch Fisch und Fleisch zusammen, der Fisch wird meist vorher gebraten und dann im ganzen auf den Teller gelegt. Allerdings bin ich eigentlich immer nur am Rumpulen bei dem Versuch, Auge, Schuppen und Skelett zu vermeiden. Auch gekochte Eier werden nicht selten einfach dazugegeben.

Auch bei den Beilagen gilt: Meine Gastmutter gibt mir meist das beste Stück, dann sucht sie sich eins aus und verteilt dann dem Alter entsprechend an die Kinder.

Frühstück

Gibt es klassischerweise eigentlich nicht. Viele essen dreimal am Tag eines der oben beschriebenen Gerichte, sofern sie es sich leisten können.
Da ich mich hier, bis aufs Abendessen, selbst versorge, habe ich mich entschieden, ruhig etwas mehr Geld springen zu lassen und dafür morgens Cornflakes zur Verfügung zu haben. Milch gibt es nicht, oder nur sehr, sehr teuer in Kumasi (genauso wie Milchprodukte wie Käse oder Sahne etc.), deshalb mische ich mir immer ein Tütchen Milchpulver mit Wasser. Schmeckt nicht wirklich wie Milch, aber mit den Cornflakes zusammen kann man es sich schon vorstellen.
Brot gibt es (zu bezahlbaren Preisen), eigentlich nur Weißbrot und zwar in vier verschiedenen Sorten: Sugar (sehr süß), Butter (wie unser Weißbrot), Wead (mit so etwas ähnlichem wie mikroskopisch kleinen Getreidestückchen durchsetzt) und Teabread (mein Favorit). Ein Brot hat die Form eines großen Kastenkuchens und kostet immer zwei Cedi - wer Brot kauft sagt nicht, wie viel, sondern für wie viel Geld und bekommt die entsprechende Menge abgeschnitten. Außerdem gibt es noch eine andere Art Weißbrot, die von der Form her an ein sehr helles, weiches Baguette erinnert, auch wenn es nicht so schmeckt. Mir gefällt daran aber die knusprigere Kruste :) Brot wird hier übrigens einfach so gegessen, höchstens mit Butter zusammen oder in Tee bzw. Trinkschokolade getunkt.
Was auch gut schmeckt ist "Bread with Eggs": Wie der Name schon andeutet, werden dabei Eier mit etwas Salat gemischt und gebraten. Dann wird ein Stück Brot aufgeschnitten, das ganze hineingefüllt und dann noch mal von beiden Seiten angebräunt.
Abgesehen davon ist das einzige halbwegs gängige Frühstück, was an Europa erinnert, Porridge.

Snacks

Erstmal vor allem "Biscuits". Klar ist die Auswahl nicht so groß wie unser deutsches Süßigkeitensortiment - aber die Vielfalt ist hier doch erstaunlich.
Ansonsten ist der Renner eigentlich "Bowfloat" (spricht sich ganz anders, als es aussieht). Hierzu wird der Teig, der auch für Brot verwendet wird, zu kleinen Bällchen geformt und in einer sehr süßen Variante frittiert. Diese gibt es dann in verschiedenen Größen an jeder Straßenecke zu kaufen. Schmecken übrigens auch kalt, ich mag sie aber lieber frisch :)
Ansonsten wird dieser Teig auch in andere Formen gebracht, die dann wieder andere Namen tragen, aber alle ähnlich schmecken.
Koosi bezeichnet eine Art frittiertes Bohnenmus. Schmeckt wirklich nicht nach Bohnen, ist sehr lecker und sättigend, aber auch extrem fettig. Dennoch schwören alle darauf, dass es unheimlich gesund sei - es wird auch gerne zum Frühstück gegessen.
Ansonsten steht an unserem Krankenhaus vormittags immer eine Frau und verkauft gegrillte Erdnüsse, Maiskörner und Popcorn. Manchmal ist auch gegrillter Mais dabei - schmeckt mir sehr gut!

Obst

Das Obst hier ist wirklich von sehr guter Qualität, ich habe noch nie so viele wirklich knackige, schöne Äpfel gesehen wie hier - ganz zu schweigen von der großen Auswahl an verschiedenen Fruchtsorten. Das Problem: Der Preis. Obst ist extrem teuer.
Billiges Obst sind ausschließlich Bananen und Orangen. Letztere gibt es hier auch in einer süßeren, roten Version: Erinnern geschmacklich leicht an Wassermelonen :)

2 Kommentare:

  1. Liebe Elena,
    hallo Obruoni,

    wir haben uns besonders geehrt gefühlt, als wir vor einigen Tagen deine wundervolle, bunte Postkarte erhielten. Welche eine Überraschung und Freude!!!

    Da ich weiterhin eifrig deine Blogs lese, freue ich mich sehr über deine Erlebnisse und Berichte. Bei deiner Beschreibung der Art und Weise, in Ghana zu essen, habe ich mich übrigens bei der ein oder anderen "Handhabung" selbst wiedergefunden: Erst gestern ist mir bei einem Restaurantbesuch mit 3 anderen Paaren aufgefallen, dass ich die Einzige war, die ihre Bruchetta-Scheibe anstelle mit Messer und Gabel mit den Händen gegessen hat - es schmeckte köstlich (und war zudem erheblich praktischer). Manche Errungenschaften unserer Zivilisation "entfernen" uns etwas von der Befriedigung unserer primären Bedürfnisse (andererseits würde ich sicher kläglich scheitern, wenn ich eine heiße Suppe mit der Hand essen müsste).

    Gerne würde ich ja von dir erfahren, welche der genannten Speisen für dich wirklich "köstlich" ist.

    Ich bin schon ganz gespannt auf deinen nächsten Eintrag.

    Yebehyia

    Andrea und Familie

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  2. Das liest sich ja alles sehr exotisch - bis auf die Bratkartoffeln. Dass die linke Hand die "Böse" ist, gibt es öfter. Die Erdnusssauce wäre wahrscheinlich auch mein Favorit, neben den Wildschweinen.
    Weiterhin guten Hunger!

    AK

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