Montag, 30. September 2013

Das Children's Villlage

Letzten Samstag hatte ich endlich die Möglichkeit, das Children's Village zu besuchen. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das meine Organisation Loszughana seit mehreren Jahren aufbaut. Dabei gibt es quasi zwei Teile: Einmal das Village selbst, wobei es sich um eine Ansammlung kleiner Häuser handelt, in denen jeweils eine Mutter lebt, die 2 bis 3 Kinder aufnimmt, die entweder keine Eltern mehr haben oder nicht von ihnen versorgt werden können. Also quasi eine Art Waisenhaus.
Während in den letzten Jahren die Arbeit hauptsächlich darin bestand, die Häuser aufzubauen, sind jetzt ein paar von ihnen fertig und bezogen. Nun heißt es, die Versorgung sicher zu stellen, denn der Ort ist wirklich seeeeehr abgeschnitten und somit auf Lieferungen angewiesen, während gleichzeitig der Weiterbau in Gang gehalten werden muss.
Der zweite Teil ist eine kleine Schule, die vor zwei, drei Wochen eröffnet wurde: Hier werden sowohl die Kinder aus dem Village als auch diejenigen des umliegenden Dorfes unterrichtet - völlig umsonst! Das ist hier wirklich keine Normalität, zumal sie auch alle Mittagessen bekommen.
Dementsprechend mager sind aber natürlich auch die Ausstattungsmöglichkeiten und auch dieses Projekt ist auf ständige Spenden angewiesen.
Dieses Projekt ist streckenmäßig wirklich nicht weit von mir entfernt - liegt aber, wie gesagt, so abgeschnitten vom Rest der Welt, dass man auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen ist - und das war am letzten Samstag also möglich!
Zurzeit arbeiten drei Freiwillige im Village, außerdem wurden mit mir noch zwei von "außerhalb" hergebracht. Für mich, die ich ja zu Beginn die einzige Freiwillige im Lande war, war es richtig schön, sich mal mit den anderen auszutauschen, aufgrund des langwierigen Transports hierzulande sind Treffen solcher Art relativ kompliziert zu organisieren.
Ich lass mal wieder die Bilder sprechen :)

 
Ein Klassenraum in der kleinen Schule - am Samstag logischerweise leer.

Der Boden in der "Dining Hall" im Village ist zu einem Viertel mit Maiskolben bedeckt - die wir dann alle zusammen mit den Händen abgerubbelt haben, weil wir zu blöd waren, die Maschine zu bedienen :)

 
Die Küche im Village:

 
Katzen, Hunde, Kaninchen, Esel - die Tiere sind fester Bestandteil des Villages.

 
Tja, und so sieht es hier aus:
 
Alle Freiwilligen, die am Samstag da waren, auf dem Pick Up versammelt. Die Fahrt über die mit Schlaglöchern gesprenkelte Straße ist auf der Ladefläche schon sehr spaßig :)
 
Ein letzter Blick zurück:

Sonntag, 29. September 2013

Dies und das

Dieser Post wird jetzt einfach mal ein Mosaik aus ein paar kleinen Begebenheiten, die sich in letzter Zeit so zusammengekleckert haben, die aber wohl keinen eigenen Beitrag gerechtfertigt hätten....

Zunächst einmal hat hier definitiv die Regenzeit eingesetzt. Fast jeden Tag fängt es irgendwann an, apokalyptisch zu gießen. Im Krankenhaus kann man dann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen und das Wasser strömt vor dem Eingang wie eine flüssige Mauer herunter.
Natürlich ist es mir fast nicht möglich, trocken nach Hause zu kommen - insofern habe ich es sogar geschafft, mir eine richtig dicke Erkältung zu holen, mit Husten, Niesen, Kopfschmerzen und allem anderen. Malaria, Typhus, Tollwut - darauf war ich ja schon fast eingestellt. Aber eine Erkältung??? In Ghana??? Tja, da kann man mal wieder sehen....
Nachts sind die Gewitter und stürme manchmal so laut, dass mir das Einschlafen schwer fällt, obwohl ich es eigentlich urgemütlich finde, mich bei Weltuntergangslärm unter meinem Moskitonetz einzurollen.
Okay, natürlich ist es nicht immer so, die Vormittage sind meistens wunderschön sonnig, und hin und wieder ist auch mal ein, zwei Tage lang Ruhe. Aber man merkt doch schon einen klaren Unterschied zum Anfang.


Im Krankenhaus habe ich jetzt einige gefühlte Initiationsriten hinter mir: Zunächst einmal habe ich mir so ein "Ahmadiyya Hospital" Uniform - T-Shirt zugelegt. Desweiteren bin ich mittlerweile so weit fortgeschritten, dass ich Spritzen geben und Infusionen legen darf! Das macht mich immer wieder unheimlich stolz!


Eine weitere Sache ist noch, dass ich es endlich geschafft habe, mir einige afrikanische Kleidung nähen zu lassen. Schneidern nach Maß ist hier nämlich Gang und Gebe und wirklich nicht teuer. Man kauft sich den Stoff vom Markt, lässt Maß nehmen und erklärt der Schneiderin das Design.
Ich bin mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden - allerdings hätte ich bei der länge des Rockes doch auf die Schneiderin hören sollen, denn als ich mein neues Kleid stolz zur Kirche trug, fiel mir auf, dass wohl niemand sonst so viel Bein zeigte.... naja, meine Gastmutter hatte vorher gesagt, das mache nichts aus. Und als meine Sitznachbarin eiskalt anfing, während der Messe sich obenrum freizumachen und ihr Baby zu stillen, dachte ich mir, so schlimm kann es also wirklich nicht sein...

Dienstag, 24. September 2013

Was für ein Wochenende!

Wow.....
die letzten drei Tage waren für mich mal ein richtiges Intensiv - Tourismus - Erlebnis! Denn zum Glück bin ich mit netten Kollegen gesegnet, die dafür sorgen, dass ich auch was erlebe!
Aber der Reihe nach

Freitag - Manhyia Palace

Nach der Arbeit treffe ich mich mit einem Kollegen in Kumasi. Nachdem es einige Schwierigkeiten mit dem Finden des jeweils andere gab (Gelobt seien die Handys!) ging es dann zum Manhyia Palace, dem ehemaligen Palast des Asantehene, dem König der Ashanti. Die Ashanti sind die Volksgruppe, die den hiesigen Teil Ghanas bewohnen und auch so ziemlich die bedeutendste. Deshalb ist ihr König auch nicht nur irgendeine symbolische Figur, sondern eine politisch aktive und relevante Persönlichkeit, ohne dessen Mitwirken die Regierung in Ghana echte Schwierigkeiten hätte.
Das Museum, das wir besichtigt haben, ist der Palast, der Prempeh II von den Briten nach dem Krieg mit Ghana als Entschädigung geschenkt wurde. Der König zog aber erst dort ein, als die Ashanti das Gebäude abbezahlt hatten. Der aktuelle Asantehene wohnt in einem anderen Gebäude, sodass nun kurze Museumsführungen angeboten werden können.
Leider sind im Innern keine Fotos erlaubt - aber interessant war es allemal.
So ist zum Beispiel die Königin, die Schwester des aktuellen Asantehene, beziehungsweise die des Vorgängers (wenn sie noch nicht verstorben ist) zum großen Teil dafür verantwortlich, welcher ihrer Söhne der nächste König wird - es kann nie der Sohn des aktuellen Asantehene sein! Interessanterweise ist die aktuelle Königin die Mutter des aktuellen Königs - sie hat dessen Vorgänger überlebt und erfreut sich mittlerweile eines stolzen Alters von 112 Jahren.
Ebenfalls interessant ist, dass bei offiziellen Einladungen erwartet wird, dass dem Asantehene ein eigener Stuhl geschenkt wird. Auf diesem Stuhl darf danach niemand mehr außer ihm sitzen, er wird also mit nach Hause genommen. So kommt es, dass es im Museum eine Sammlung von Thronen zu bestaunen gibt - einer davon auch aus dem Buckingham Palace.
 
 
Samstag - Lake Bosomtwe
 
Ganz in der Nähe meines Wohnortes liegt der Lake Bosomtwe, der größte See Westafrikas. Entstanden ist er durch einen Meteoriteneinschlag, der Legende nach ist er heilig. Deshalb darf kein Material außer Holz das Wasser berühren - daher wird zum Großteil die Fischerei dort immer noch folgendermaßen betrieben: Anstatt Boote benutzt man Flöße und vorwärts bewegen sich die Fischer, indem sie mit den Händen paddeln. Angeln sind ebenfalls tabu, sodass die Fische in aufgestellten Netzen gefangen werden.
Wie uns zu Beginn gesagt wird, muss man, um einen "Tourguide" zu bekommen, eine Tüte mit Baumsamen kaufen. Dies dient dazu, der durch die Landwirtschaft entstandenen Abholzung entgegenzuwirken, der Betrag ist frei wählbar zwischen 15 und 50 Cedi. Allerdings ist dieser sogenannte Tourguide eher eine symbolische Gegenleistung - er stellt sich drei Minuten vor den See und erzählt uns weniger, als ich vorher im Reiseführer nachgelesen habe.
 
Egal, gehört halt dazu :) Auf jeden Fall sind wir ziemlich früh da und das Wetter ist zu Beginn auch ein bisschen mies, sodass nur wenige andere Leute da sind. Laut Tourguide kann man den See in einer achtstündigen Wanderung zu Fuß umrunden - wir entscheiden uns für die andere Möglichkeit und suchen uns einen Platz zum Entspannen. Wir, das sind Irene (eine Kollegin von mir), ihre zwei Brüder, ihr Cousin, ihr kleiner Neffe und ich.
Obwohl Ghanaer ziemlich wasserscheu sind und kaum jemand schwimmen kann, planschen viele der Gäste im See herum. Ich hatte eigentlich nicht vor, schwimmen zu gehen, möchte aber schon einmal mit den Füßen rein. Okay, ich hätte es besser wissen müssen:
 
Ich habe keine meiner Angreiferinnen je zuvor gesehen, aber alle kennen meinen Namen und kurz darauf (schließlich bin ich ja eh komplett durchnässt) gebe ich ihnen Schwimmunterricht.
Als ich aus dem Wasser komme, in meinen klammen Klamotten, mache ich eine Erfahrung, die mir bisher ziemlich selten in Ghana untergekommen ist: Ich friere! Und natürlich sind keine Klamottenhändler in der Nähe, wenn man sie braucht! Daher muss ich mich notdürftig mit einem Badeanzug - Oberteil zufrieden geben, welches ich direkt am Strand erstehen kann.
Auch hier am See sind Weiße natürlich eine Attraktion. So dauert es nicht lange, bis eine Gruppe Frauen auf mich zukommt, mich grüßt und unbedingt ein Foto mit mir möchte - man fühlt sich wie ein Star:
 





Der Tag ist insgesamt einfach sehr entspannt und schön. Wir machen eine kleine Tretbootfahrt und ich koste zum ersten Mal "Palm Wine", eine Wein, der aus der Ölpalme gewonnen wird. Nicht ganz mein Fall, aber Irenes anderthalbjähriger Neffe steht total drauf. Dementsprechend müde ist er im Anschluss - und wie Irene mir später erzählt, wird er den nächsten Morgen erbrechen müssen. Woher das wohl kommt....?
 
Ach ja, und eine Taufe haben wir auch noch gesehen - sogar eine Art Massentaufe!
Sonntag - die Verlobung
Am nächsten Tag nimmt Irene mich mit zur Verlobungsfeier einer alten Schulfreundin von ihr. Natürlich sind auch viele andere ihrer alten Schulfreundinnen da - und da sie sich seit zwei Jahren nicht gesehen haben, wird natürlich viel geschnattert und laut gelacht. Ich verstehe leider nicht viel, aber das macht irgendwie nichts - es ist schon lustig, einfach dabei zu sein!
Die Verlobung war für 12 Uhr anberaumt, so um Viertel nach 1 geht es dann auch tatsächlich los. Die Wartezeit verbringen wir zum Teil mit Tanzen - die Boxen sind aufgedreht und es laufen religiöse Lieder, was hier gleichbedeutend ist mit Tanzmusik, und man gibt mir ein bisschen Nachhilfe im "Azonto". Keine Ahnung, worin das Prinzip dieses Tanzes besteht, ich mach einfach irgendwas und es macht Spaß :)
Die Verlobung wird übrigens mit einem riesen Brimborium aufgezogen: Bombastische Deko, eine riesen Zahl Gäste, alle sind total rausgeputzt, Fotograf und Kameramann wurden angeheuert - ich frag mich, wie die Hochzeit das letztlich noch toppen soll!
Leider verstehe ich von der eigentlichen Feier, die als Gottesdienst gestaltet wird, fast gar nichts ( alles auf Twi, höhö) aber am Ende wird nach zwei wunderschönen Frauen (Irenes Freundinnen rennen kreischend nach vorne) und zwei hässlichen Männern verlangt. Es geht nämlich darum, die Sektflaschen zu öffnen - mit möglichst viel Gespritze! Deshalb wird vorab natürlich kräftig geschüttelt - aber richtig knallen tut eigentlich nur eine Flasche....
 
Interessant war hier auch die kulinarische Versorgung: Es gab nicht, wie bei uns, ein Buffet oder so, sondern jeder erhielt gegen Ende eine kleine Tüte mit einer Dose Fanta oder Cola, einem Pie und einem Stück Fleisch, zusammen mit einer Grußkarte mit aufgedrucktem Dankesspruch. Ich stürze mich sofort auf das eisgekühlte Getränk, denn nach vier Stunden in der Sonne bin ich gar!
Nach der Feier geht der Run auf die Trotros los: Der Ort ist nämlich nicht gerade ein verkehrstechnischer Knotenpunkt, sodass alle sich auf den ersten Wagen stürzen, der nach Kumasi fährt. Irenes passender Kommentar dazu: "Survival of the Fittest".

 
 


Dienstag, 17. September 2013

Monatsbilanz

Tja, jetzt bin ich tatsächlich auf den Tag genau einen Monat hier. Unglaublich...
Und wie das immer so ist, fühlt es sich auf der einen Seite an, als wäre ich schon eine Ewigkeit hier, aber gleichzeitig, als wäre ich erst gestern angekommen!
Tja, was kann man nach einem Monat alles sagen? Ich zieh mal kurz Bilanz:

Ich habe eine wunderbare Gastfamilie, in der ich mich absolut wohlfühle. Auch wenn bis auf den Ältesten keiner der Kinder Englisch spricht, verstehen wir uns super. Die Kleinste, die überhaupt noch keine Sprache spricht, hat es sich mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, mich jeden Morgen noch bis zum Tor zu bringen und mir hinterher zu winken. Das versteht man auch ohne Worte...


Und wie sieht es mit meinem Twi aus? Na ja.... ich kriege mittlerweile die gaaaanz grundlegenden Konversationsbausteine hin (also, die, die sich so wie so jedes mal wiederholen) und kann Unterhaltungen, deren Schlagwörter mir bekannt oder aus dem Englischen verständlich sind, auch halbwegs verfolgen. Aber mit Englisch ist es einfach zu einfach... :)

Auf der Arbeit und in der Stadt habe ich unheimlich viele nette Leute kennen gelernt, sodass ich auf dem Heimweg eigentlich ständig in Gespräche verwickelt werde - eine echt Wohltat, nachdem am Anfang der weg akustisch von kindlichen "Obruoni!!!!!" (Weiße)  - Geschrei gepflastert war.

Woran ich mich noch nicht gewöhnen konnte, ist, den Müll einfach auf den Boden zu werfen. Da das Wasser hier meist nicht aus Flaschen, sondern Plastiktüten getrunken wird, liegen diese praktisch überall herum und ich, zwanghafte Deutsche, die ich bin, packe eigentlich immer alle in meine Tasche, um sie dann in meinem Zimmer in den improvisierten Müllbeutel zu packen - am Ende wird das ganze vor dem Haus verbrannt. Aber abgesehen davon habe ich es mir mittlerweile angewöhnt, überall den Plastikmüll vom Boden aufzulesen, wenn meine Gastmutter mich (mal wieder) nicht beim Kochen helfen lassen möchte :) (okay, eigentlich auch verständlich, da sie mir alles erst mal vormachen muss und ich dann drei mal so lange brauche, wie sie.... :) )

Aber insgesamt kann ich wirklich sagen, ich habe mich gut eingelebt!


Freitag, 13. September 2013

Wieder in Tanoso

Hallöle!

Tja, hier bin ich schon wieder.
Heute sind meine drei Wochen Eingewöhnungszeit zu Ende und ich bin wieder in Tanoso, dem kleinen Stadtteil von Kumasi, in dem die Organisation ihr Büro hat.
Heute Vormittag war ich im Zentrum von Kumasi und mir ist (im Vergleich zu Kokofu) einfach mal aufgefallen, was für eine AUSWAHL man hier einfach hat! Unglaublich - das war mir vorher gar nicht aufgefallen. Ich bin einfach nur durch den kleinen Supermarkt gegangen, um mich an der Vielfalt zu erfreuen :)
Okay, jetzt übertreibe ich etwas. Die "McDonaldization" hat hier in Ghana noch bei weitem nicht so gewütet wie in Deutschland, auf der anderen Seite gab es aber auch in Kokofu an jeder Ecke Cola.
Allerdings sind importierte Markenprodukte einfach nur ziemlich teuer. So hat der Supermarkt zwar auch Magnum Eis, Bounty und Kitkat, letzteres aber zu einem Preis, für den man auch drei warme Mahlzeiten bekommen würde.
Und jetzt, nach drei Wochen, in denen ich (abgesehen vom Arzt im Krankenhaus, der aber glaub ich nie auf der Straße ist) die einzige Weiße weit und breit war, fällt mir auf einmal auf, wie VIELE weiße Menschen in Kumasi sind! okay, viele ist wirklich übertrieben. Aber man sieht welche.
Jetzt bin ich gerade wieder im Freiwilligenraum und genieße es, wieder hier zu sein und all die bekannten Gesichter und Orte wiederzusehen. Fast wie nach Hause kommen - obwohl ich Kokofu mittlerweile schon wesentlich besser kenne :)

Oh, kurze Ergänzung: Gerade hat mich Tanoso mit einem wunderschönen Sonnenuntergang willkommen geheißen, den will ich euch nicht vorenthalten:


Mittwoch, 11. September 2013

Update

Tja, wird wohl mal wieder Zeit für einen Eintrag :)

Was hab ich in letzter Zeit so gemacht? Mittlerweile ist eine Art Routine eingekehrt.
Im Krankenhaus bin ich schon ein bisschen "vorgerückt", quasi zum Mädchen für alles. Papierkram, Infusionen vorbereiten, Spritzen aufziehen - nur die Nadeln reinstechen darf ich leider noch nicht :)
Die letzten Tage habe ich auch mal einen Blick ins Labor werfen dürfen: Dort kommen alle möglichen Testfragen an, selbstverständlich hauptsächlich Malaria. Und ich kam mir schon richtig wichtig vor, als ich die Patienten dann in den Finger pieksen durfte!
Problematisch wird es nur bei Kleinkindern: Viele haben mit mir die allererste weiße Person in ihrem Leben vor Augen. Und so ein Alien macht einem kleinen Kind natürlich panische Angst! Die meisten brechen schon in Geschrei aus, wenn ich ihnen das Fieberthermometer unter die Achsel klemmen möchte. Da ist es nicht gerade eine Verbesserung, wenn ich ihnen mit einer Nadel in den Daumen steche und dann das Blut rausdrücke....
Heute hab ich dann auch zum ersten Mal bei einer Operation zugesehen (worauf ich schon sehr gespannt war). Die Atmosphäre war total locker, OP-Kleidung oder so musste ich nicht tragen, nur Handschuhe und Mundschutz - was ich hinterher bereut habe, da mir das Blut auf die weiße Hose gespritzt ist.
Okay, genug der sadistischen Details.
In meiner Gastfamilie fühle ich mich wohler denn je. Meine Gastgeschwister habe ich richtig ins Herz geschlossen, ganz besonders die Kleinste. Sie hat ihre ganz eigene Art, mir ihre Zuneigung zu zeigen: Obwohl ich mich bemühe, der Sitte entsprechend immer mit der rechten Hand zu essen, gibt es doch bestimmt Gerichte, wo man mir mitleidig lächelnd einen Löffel anreicht. Und meine kleine Gastschwester versucht sich mittlerweile auch daran, dieses seltsame Gerät zu benutzen - allerdings muss sie dabei die linke Hand zu Hilfe nehmen, denn schließlich muss der Reis ja auch irgendwie vom Teller zum Mund balanciert werden.
Nach der Arbeit sind wir meist alle zusammen am Laden meiner Gastmutter, wo die Jungs rumtoben oder sich wahlweise gegenseitig die Köpfe einschlagen. Aber immer öfter machen wir auch was zusammen - eine extrem rasante Version von Mensch ärgere dich nicht verliere ich genauso kläglich wie gewisse Geschicklichkeitsspiele, bei denen die Jungs mit Überlichtgeschwindigkeit Steine in die Luft werfen, irgendwas aufsammeln und wieder auffangen...
Tja, ich versuche einfach mal, ein paar Bilder hochzuladen:

 
Mein wunderschöner Arbeitsweg:
 
Der kleine Store meiner Gastmutter:
 
Die Arbeit im Labor:

Samstag, 7. September 2013

Wenn man besseres vor hat, als krank zu sein....

Ein Phänomen, das mich hier im Krankenhaus immer wieder erstaunt, ist die Vorhersagbarkeit der Betriebsamkeit eines Tages. Steht nämlich irgendein großes Ereignis an, so weiß man schon morgens: Heute haben die Leute besseres vor, als krank zu sein. Und dann bleibt das Wartezimmer eben leer...
 
Ein solches Ereignis war zum Beispiel letzte Woche Donnerstag.
Vor acht Monaten hatte es in Ghana Wahlen gegeben. Allerdings war das Ergebnis von der ehemaligen Regierung nicht akzeptiert worden und es wurde Klage wegen Wahlbetrug eingereicht. Tja, und am "judgement day" (besagter Donnerstag) sollte der achtmonatige Gerichtsstreit schließlich beigelegt werden und am "Supreme Court" eine endgültige Entscheidung gefällt werden.
Die ganze Nation war in Spannung und man hatte riesige Sicherheitsmaßnahmen aufgefahren (okay, hier in Kokofu hat man davon nicht viel mitbekommen) aus Angst vor Ausschreitungen, in den großen Städten hatten sämtliche Läden geschlossen.
Aber letztendlich ist alles gut ausgegangen. Das Gericht erklärte das Wahlergebnis für legal, die ehemalige Regierung erkannte ihre Niederlage an, es gab klärende Gespräche und überall ist alles friedlich abgelaufen.
Klar, dass man da lieber vor dem Fernseher sitzt und alles gebannt mitverfolgt, als sich behandeln zu lassen.
 
Ein anderes Ereignis war gestern Nachmittag das Fußballspiel Ghana gegen Sambia, es ging um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Auch jetzt war wieder klar: Heute kommt niemand.
Und tatsächlich: Ab vier Uhr (Anstoßzeit) waren die Straßen wie leer gefegt und überall, wo sonst laut Musik gehört wird, war alles still. Hier, wo normalerweise nichts ungenauer genommen zu werden scheint als Uhrzeiten und Termine, wollte keiner auch nur eine Sekunde verpassen!
Diese Atmosphäre hat mir dann doch ein Stückchen Heimat zurückgebracht: Das gemeinsame vor-dem-Fernseher-Sitzen-und-Mitfiebern, das Ausbuhen der Gegner.... all das ist aus Deutschland ja auch bekannt :).
Nur die Übertragung war etwas anders: Wegen des Doppelbildes hatte ich ehrlich gesagt Schwierigkeiten, zu erkennen, wie viele Personen sich gerade gleichzeitig auf wie viele Bälle stürzen und welche davon jetzt Realität und welche nur Konturen waren.... aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Zwischendurch brach auch mal das Bild zusammen und stattdessen erschien das Logo: "Ghana TV - the Pulse of the Nation", was meine Arbeitskolleging - ganz Krankenschwester - folgendermaßen kommentierte: Wir müssten alle längst tot sein, so oft und lange, wie unser Puls aussetzt!"
Leider wurde das Spiel nur von Ghana TV übertragen....
Aber, wie gesagt, alles in allem scheint das Fußballfieber wirklich ein Kulturgrenzen überschreitendes Phänomen zu sein.
 
Ach ja, das Wichtigste hätte ich fast vergessen: Die "Blackstars" (wie die ghanaische Nationalmannschaft genannt wird) hat 2:1 gewonnen!

Mittwoch, 4. September 2013

Zwei besondere Ereignisse

Hallo!
Ich nutze jetzt mal das gute Internet, um einen kleinen Bericht zu schreiben.
Wie der Titel schon verrät habe ich in den letzten Tagen zwei besondere Dinge erlebt, zumindest waren sie für mich besonders!
Am Sonntag war das erstens mein Besuch des katholischen Gottesdienstes. Obwohl ich einiges wiedererkannt habe (fast unmöglich, da alles auf Twi war), war das doch ein Gottesdienst ganz anderer Art! Die Leute tanzten und unterhielten sich während der Messe und der Priester kam auf mich zu und sagte, er habe ich beim Reinkommen an meinem Kreuzzeichen als Katholikin erkannt.
Die Musik bei diesem Gottesdienst war unglaublich! Gemeinde und Chor waren zwar nur klein, aber der Gesang hat mir noch den ganzen Tag in den Ohren geklungen! Wunderschön!
Am Ende hat mich der Priester dann noch nach vorne gerufen, mich der Gemeinde vorgestellt und mich ganz herzlich willkommen geheißen. Obwohl es mir echt peinlich war, war ich doch sehr berührt.
Generell hat die Religion hier anscheinend eine ganz andere Bedeutung als bei uns. Der sonntägliche Gottesdienst ist der absolute Höhepunkt der Woche: Meine Gastbrüder trugen Hemden und schwarze Lackschuhe, die Kleine ein rosa Plüschkleid. Die Frage ist nicht, OB man zur Kirche geht, sondern lediglich, in welche.
Auf dem weg zur katholischen Kirche kamen wir auch an vielen anderen Gotteshäusern vorbei und überall schallte und laute und ausgelassene Musik entgegen. Die Atmosphäre im gesamten Dorf war irgendwie... naja, als würden sich eben einfach alle darüber freuen, dass es Sonntag war!

Das zweite für mich besondere Ereignis war "meine" erste Geburt. Obwohl ich nicht wirklich was getan habe, außer der werdenden Mutter die Hand zu halten, war ich total mitgenommen von dem Erlebnis. Es ging zwar alles relativ schnell, aber hinterher waren alle erleichtert und ich hatte einfach nur Tränen in den Augen.
Tja, wie gesagt, für mich war es ein besonderes Erlebnis