Dienstag, 24. September 2013

Was für ein Wochenende!

Wow.....
die letzten drei Tage waren für mich mal ein richtiges Intensiv - Tourismus - Erlebnis! Denn zum Glück bin ich mit netten Kollegen gesegnet, die dafür sorgen, dass ich auch was erlebe!
Aber der Reihe nach

Freitag - Manhyia Palace

Nach der Arbeit treffe ich mich mit einem Kollegen in Kumasi. Nachdem es einige Schwierigkeiten mit dem Finden des jeweils andere gab (Gelobt seien die Handys!) ging es dann zum Manhyia Palace, dem ehemaligen Palast des Asantehene, dem König der Ashanti. Die Ashanti sind die Volksgruppe, die den hiesigen Teil Ghanas bewohnen und auch so ziemlich die bedeutendste. Deshalb ist ihr König auch nicht nur irgendeine symbolische Figur, sondern eine politisch aktive und relevante Persönlichkeit, ohne dessen Mitwirken die Regierung in Ghana echte Schwierigkeiten hätte.
Das Museum, das wir besichtigt haben, ist der Palast, der Prempeh II von den Briten nach dem Krieg mit Ghana als Entschädigung geschenkt wurde. Der König zog aber erst dort ein, als die Ashanti das Gebäude abbezahlt hatten. Der aktuelle Asantehene wohnt in einem anderen Gebäude, sodass nun kurze Museumsführungen angeboten werden können.
Leider sind im Innern keine Fotos erlaubt - aber interessant war es allemal.
So ist zum Beispiel die Königin, die Schwester des aktuellen Asantehene, beziehungsweise die des Vorgängers (wenn sie noch nicht verstorben ist) zum großen Teil dafür verantwortlich, welcher ihrer Söhne der nächste König wird - es kann nie der Sohn des aktuellen Asantehene sein! Interessanterweise ist die aktuelle Königin die Mutter des aktuellen Königs - sie hat dessen Vorgänger überlebt und erfreut sich mittlerweile eines stolzen Alters von 112 Jahren.
Ebenfalls interessant ist, dass bei offiziellen Einladungen erwartet wird, dass dem Asantehene ein eigener Stuhl geschenkt wird. Auf diesem Stuhl darf danach niemand mehr außer ihm sitzen, er wird also mit nach Hause genommen. So kommt es, dass es im Museum eine Sammlung von Thronen zu bestaunen gibt - einer davon auch aus dem Buckingham Palace.
 
 
Samstag - Lake Bosomtwe
 
Ganz in der Nähe meines Wohnortes liegt der Lake Bosomtwe, der größte See Westafrikas. Entstanden ist er durch einen Meteoriteneinschlag, der Legende nach ist er heilig. Deshalb darf kein Material außer Holz das Wasser berühren - daher wird zum Großteil die Fischerei dort immer noch folgendermaßen betrieben: Anstatt Boote benutzt man Flöße und vorwärts bewegen sich die Fischer, indem sie mit den Händen paddeln. Angeln sind ebenfalls tabu, sodass die Fische in aufgestellten Netzen gefangen werden.
Wie uns zu Beginn gesagt wird, muss man, um einen "Tourguide" zu bekommen, eine Tüte mit Baumsamen kaufen. Dies dient dazu, der durch die Landwirtschaft entstandenen Abholzung entgegenzuwirken, der Betrag ist frei wählbar zwischen 15 und 50 Cedi. Allerdings ist dieser sogenannte Tourguide eher eine symbolische Gegenleistung - er stellt sich drei Minuten vor den See und erzählt uns weniger, als ich vorher im Reiseführer nachgelesen habe.
 
Egal, gehört halt dazu :) Auf jeden Fall sind wir ziemlich früh da und das Wetter ist zu Beginn auch ein bisschen mies, sodass nur wenige andere Leute da sind. Laut Tourguide kann man den See in einer achtstündigen Wanderung zu Fuß umrunden - wir entscheiden uns für die andere Möglichkeit und suchen uns einen Platz zum Entspannen. Wir, das sind Irene (eine Kollegin von mir), ihre zwei Brüder, ihr Cousin, ihr kleiner Neffe und ich.
Obwohl Ghanaer ziemlich wasserscheu sind und kaum jemand schwimmen kann, planschen viele der Gäste im See herum. Ich hatte eigentlich nicht vor, schwimmen zu gehen, möchte aber schon einmal mit den Füßen rein. Okay, ich hätte es besser wissen müssen:
 
Ich habe keine meiner Angreiferinnen je zuvor gesehen, aber alle kennen meinen Namen und kurz darauf (schließlich bin ich ja eh komplett durchnässt) gebe ich ihnen Schwimmunterricht.
Als ich aus dem Wasser komme, in meinen klammen Klamotten, mache ich eine Erfahrung, die mir bisher ziemlich selten in Ghana untergekommen ist: Ich friere! Und natürlich sind keine Klamottenhändler in der Nähe, wenn man sie braucht! Daher muss ich mich notdürftig mit einem Badeanzug - Oberteil zufrieden geben, welches ich direkt am Strand erstehen kann.
Auch hier am See sind Weiße natürlich eine Attraktion. So dauert es nicht lange, bis eine Gruppe Frauen auf mich zukommt, mich grüßt und unbedingt ein Foto mit mir möchte - man fühlt sich wie ein Star:
 





Der Tag ist insgesamt einfach sehr entspannt und schön. Wir machen eine kleine Tretbootfahrt und ich koste zum ersten Mal "Palm Wine", eine Wein, der aus der Ölpalme gewonnen wird. Nicht ganz mein Fall, aber Irenes anderthalbjähriger Neffe steht total drauf. Dementsprechend müde ist er im Anschluss - und wie Irene mir später erzählt, wird er den nächsten Morgen erbrechen müssen. Woher das wohl kommt....?
 
Ach ja, und eine Taufe haben wir auch noch gesehen - sogar eine Art Massentaufe!
Sonntag - die Verlobung
Am nächsten Tag nimmt Irene mich mit zur Verlobungsfeier einer alten Schulfreundin von ihr. Natürlich sind auch viele andere ihrer alten Schulfreundinnen da - und da sie sich seit zwei Jahren nicht gesehen haben, wird natürlich viel geschnattert und laut gelacht. Ich verstehe leider nicht viel, aber das macht irgendwie nichts - es ist schon lustig, einfach dabei zu sein!
Die Verlobung war für 12 Uhr anberaumt, so um Viertel nach 1 geht es dann auch tatsächlich los. Die Wartezeit verbringen wir zum Teil mit Tanzen - die Boxen sind aufgedreht und es laufen religiöse Lieder, was hier gleichbedeutend ist mit Tanzmusik, und man gibt mir ein bisschen Nachhilfe im "Azonto". Keine Ahnung, worin das Prinzip dieses Tanzes besteht, ich mach einfach irgendwas und es macht Spaß :)
Die Verlobung wird übrigens mit einem riesen Brimborium aufgezogen: Bombastische Deko, eine riesen Zahl Gäste, alle sind total rausgeputzt, Fotograf und Kameramann wurden angeheuert - ich frag mich, wie die Hochzeit das letztlich noch toppen soll!
Leider verstehe ich von der eigentlichen Feier, die als Gottesdienst gestaltet wird, fast gar nichts ( alles auf Twi, höhö) aber am Ende wird nach zwei wunderschönen Frauen (Irenes Freundinnen rennen kreischend nach vorne) und zwei hässlichen Männern verlangt. Es geht nämlich darum, die Sektflaschen zu öffnen - mit möglichst viel Gespritze! Deshalb wird vorab natürlich kräftig geschüttelt - aber richtig knallen tut eigentlich nur eine Flasche....
 
Interessant war hier auch die kulinarische Versorgung: Es gab nicht, wie bei uns, ein Buffet oder so, sondern jeder erhielt gegen Ende eine kleine Tüte mit einer Dose Fanta oder Cola, einem Pie und einem Stück Fleisch, zusammen mit einer Grußkarte mit aufgedrucktem Dankesspruch. Ich stürze mich sofort auf das eisgekühlte Getränk, denn nach vier Stunden in der Sonne bin ich gar!
Nach der Feier geht der Run auf die Trotros los: Der Ort ist nämlich nicht gerade ein verkehrstechnischer Knotenpunkt, sodass alle sich auf den ersten Wagen stürzen, der nach Kumasi fährt. Irenes passender Kommentar dazu: "Survival of the Fittest".

 
 


1 Kommentar:

  1. Man kann wirklich herauslesen, dass und wie man es in Ghana versteht zu leben.... Toll. Behalte diese Erlebnisse in deinem emotionalen Gedächtnis.
    JHWIL

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