Montag, 25. November 2013

neue Haare!

Tja, auch diese Aktion ist definitiv erzählenswürdig:
Nach meinem Wochenende in Sunyani habe ich mich ungelogen 8 Stunden lang beim Friseur aufgehalten (und nur 2,5 Stunden davon waren Wartezeit), um mir afrikanische Zöpfe flechten zu lassen!
Eine sehr schmerzhafte Prozedur, vor allem musste ich die ganze Zeit aufs Klo! Aber es sah schon cool aus:


 
 
Aber hier schon mal eine Vorwarnung für alle, die sich Ähnliches überlegen: Als ich mir die Zöpfe wieder rausgeflochten habe (was nach zwei Wochen dringend notwendig war, denn das ganze juckte wie die Hölle!), ist ungefähr die Hälfte meines eigenen Haares mit ausgefallen.
Das war echt ein ziemlicher Schock - ich hab das dann für eine Kurzhaarfrisur genutzt, wofür mein Haar vorher immer zu dick war, da meine langen Haare nur noch in dünnen Fusseln vom Kopf hingen. Insofern steckte auch in dieser kleinen Katastrophe etwas Gutes.

Dienstag, 19. November 2013

Trip in den Norden

Das erste Novemberwochenende habe ich dazu genutzt, zwei andere Freiwillige, Lissi und Insa, in ihrem Projekt, einem Waisenhaus in der Nähe von Sunyani (eine größere Stadt ca. 2-3 Stunden Fahrt nördlich von Kumasi) zu besuchen.
Am Freitag lernte ich dann erstmal besagtes Sunyani kennen: Mir gefiel es hier wesentlich besser als in Kumasi: Man hat eine wirklich große Auswahl, aber alles ist viel entspannter und auch nicht o überfüllt!
Abends haben wir es uns dann in ihrem Zimmer gemütlich gemacht und - den ghanaischen Gewohnheiten zum Trotz - uns einen Salat gemacht und dazu Brot gegessen! Naja, der Ehrlichkeit halber muss man sagen, dass wir die Soup, die wir vom Waisenhaus noch bekommen haben, auch zum Einstippen genutzt haben :)
Am Samstag Morgen hatten wir geplant, zu den berühmten Kintampo Falls zu fahren, einem touristischen Naturereignis ungefähr zwei Stunden Fahrt entfernt. Wir hatten sogar eine Mitfahrgelegenheit - die sich zwar um anderthalb Stunden verspätete, aber da rechnet man ja eigentlich schon mit :)
 Hierbei handelt es sich um einen Fluss, der in seinem Verlauf insgesamt drei mal "stürzt". Während die ersten beide Male vergleichsweise beschaulich waren, ist der dritte Wasserfall wirklich gigantisch!

Und diese Naturdusche wird natürlich auch als Freibad genutzt: Man stellt sich unter die niederprasselnden Wassermassen oder rutscht die Felsen runter - bei dem ausgelassenen Gewusel zog es uns Foto - Touristen dann am Ende doch noch mal kurz zurück zum ersten Wasserfall, wo wir in Ruhe noch ein paar Fotos mit (fast) reiner Natur schossen :)
Am Sonntag ging es dann mit den Kindern zur Kirche. Natürlich waren alle in ihren schönsten Kleidern versammelt - und während wir auf den Beginn der Kirche warteten, führten uns einige der Mädchen vor, was sie von den Freiwilligen in einer Ballettstunde gelernt hatten. Ein Bild für die Götter, denn es waren einige Naturtalente dabei!
Allerdings wurde uns der chaotische, laute Kinderbibelunterricht nach einer Weile dann doch zu laut und die beiden brachten mich in Ruhe noch nach Sunyani, sodass sie mich noch ein bisschen durch die Stadt führen konnten, bevor ich wieder nach Hause fuhr. Ein richtig tolles Wochenende!

Tränendrücker

Erst einmal: Entschuldigung, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen! Die letzten Wochen hatte ich kaum Zeit und noch weniger Internet..... jetzt muss ich erst mal einiges nachtragen!

Am letzten Donnerstag im Oktober gab es bei uns im Krankenhaus eine richtige Tränendrücker Veranstaltung: Eine langjährige Schwester wurde verabschiedet, weil sie zu ihrem Mann nach Kanada gezogen ist. Die Feier war seit Ewigkeiten "heimlich" geplant worden (obwohl der betreffenden Person natürlich alles klar war) und schon Wochen im Voraus sprachen alle von DIESEM Donnerstag - nur ich wusste mal wieder von nichts bis kurz vorher, als ich dann am Vorabend bei der Hauptorganisatorin zum Zwiebelschälen abgesetzt wurde :)

Die Feier selber war wirklich anrührend: Natürlich hielt zuerst der Arzt eine Rede und obwohl er sicherlich sein gesamtes Lob von Herzen ernst meinte und auch wirklich an dieser Mitarbeiterin hing, schien seine Eloge doch sehr "westlich" und fast schon emotionslos im Vergleich dazu, mit was für einem Elan die ghanaischen Mitarbeiter ihre Zuneigung ausdrückten.
Da diese Reden auf Twi gehalten wurden, habe ich leider nicht viel verstanden, aber es war schon ergreifend, zu sehen, wie die Redner aus vollster Kehle und mit Tränen in den Augen wild gestikulierend von ihren Erinnerungen erzählten.
Am Ende wurden selbstverständlich noch unzählige Fotos gemacht und ich habe dem Fotografen dann auch mal meine Kamera in die Hand gedrückt - so kam ich dann auch endlich mal zu einem Gruppenfoto der gesamten Belegschaft!

Aber diese Abschiedsfeier war passenderweise auch gleichzeitig ein Willkommen: Ines, eine weitere Freiwillige aus Deutschland, die jetzt für einige Monate wie ich im Ahmadiyya arbeiten wird, hatte nämlich an exakt diesem Donnerstag ihren ersten Arbeitstag. Und zum allerersten Mal ist jemand blasser als ich!

Freitag, 25. Oktober 2013

Kulinarisches

Ein ganz wichtiges Thema, worüber ich schon längst mal hatte schreiben wollen: das ghanaische Essen! Und das meine ich ernst, denn meistens folgt hier auf die Begrüßung direkt die Frage: Hast du schon gegessen?
Deshalb hier mal ein kleiner, bestimmt nicht vollständiger Überblick.

Generelles

Vor dem Essen wünscht man sich nicht "guten Appetit", sondern jeder beginnt für sich mit einem kleinen stillen Gebet. Gegessen wird ausschließlich mit der rechten Hand, auch Suppe wird damit geschöpft. Meistens sitzen alle zusammen auf dem Boden, oftmals isst man auch zu mehreren aus einer großen Schüssel, wenn nicht sogar direkt aus dem Topf.
Es wird auch immer aufgegessen, und zwar schnell und viel. Wenn ich meine Portion mal nicht schaffe oder einfach ein bisschen langsamer genießen will, wird sofort interpretiert, es schmecke mir nicht.

Gerichte

Generell gilt in Ghana: Viel Öl, wenig Gemüse und gaaaaaaanz viel Pfeffer! Dabei gibt es meistens eine relativ geschmacksneutrale Grundlage mit einer "Soup" oder einem "Stew" - Letzteres ist dann das Scharfe. Los geht's mit den "Grundlagen":
Fufu
Das ghanaische Nationalgericht hatte ich ja schon mal erwähnt. Es ist eine Pampe, die aus gekochtem Yam, Cocoyam, Plantain und Kasawa (siehe unten) mit einem großen, schweren Stock zusammengestampft wird, sodass ein richtig klebriger Klumpen entsteht. Um ihn zu essen, bringt man entweder drei seiner Finger in Gabelform oder ahmt damit eine Schere nach, sodass man den Klumpen quasi in Häppchen schneidet.
Diese sollten allerdings wirklich mundgerecht sein, denn Fufu wird direkt geschluckt. Ich habe es nicht probiert, aber angeblich schmeckt es absolut widerlich, wenn man ihn kaut.
Dazu gibt es dann eine "Soup".
Yam
Diese riesige, von außen wie ein dicker, unförmiger Ast aussehende Knollenfrucht ist ein unserer Kartoffel nicht unähnliches Gemüse. Das Schälen ist aufgrund der wirklich dicken Rinde allerdings um einiges aufwändiger und es sättigt wirklich extrem!
Gegessen wird sie meistens gekocht mit einem "Stew", schmeckt gebraten angeblich wie Bratkartoffel und frittiert wie Pommes. Letzteres wird eigentlich an jeder Ecke angeboten.
Plantain
Die Kochbanane. Sie wird in zwei Kategorien unterteilt: Riped und unriped. Die letztere ist etwas geschmacksneutraler und wird oft mit Yam zusammen als "Ampisi" (keine Ahnung, wie man das schreibt) mit Stew serviert. Gereifte Kochbanane ist wesentlich süßer und weicher, sie schmeckt auch ohne Sauce sehr gut wird aber auch oft mit Stew gegessen.
Wie so ziemlich alles, gibt es Plantain auch in der Version "fried": Das Wort hat allerdings drei verschiedene Übersetzungen: Gebraten, gegrillt oder frittiert. Letzteres hab ich noch nicht gesehen, die ersten beiden Versionen schmeckten gut - sehr süß, weil vermutlich nur die gereiften genommen wurden.
Gari and Beans
Gari ist ein Mehlähnliches Pulver, das aus gemahlenem Kasawa (ein Gemüse, das ich bisher noch nicht in isolierter Verwendung gefunden habe) gemacht wird. In diesem Gericht wird es mit Sojabohnen gemischt und entweder mit Tomatensauce oder auch einfach nur Öl serviert.
Banku
Sieht echt komisch aus: Ein aus Maismehl hergestellter Teigklumpen, den man entweder mit Stew oder Soup isst. Er wird zum Warmhalten in Plastikfolie gewickelt und, wenn er auf der Straße verkauft wird, noch zusätzlich in Maisblätter.
In meiner Gastfamilie gebührt es dem Ältesten oder dem Gast (also mir), sich als erstes eine Kugel auszusuchen: Fachmännisch wiegt mein Gastbruder dabei jedes Mal die zur Auswahl stehenden Bankus ab, um auch ja den größten zu bekommen. Auch hierzu gibt es entweder Stew oder Soup.
Schmeckt ein bisschen säuerlich, nicht alle mögen es, aber ich kann es wohl gut haben.
Kenkey
Ähnlich wie Banku, wird genauso serviert und gegessen, allerdings ist hier auch noch etwas anderes als Maismehl bei und schmeckt nicht so säuerlich.
Reis
Gut, muss man nicht viel zu sagen. Das am meisten angebotene Fast Food Gericht hier ist gebratener Reis. Was mir daran gut gefällt ist, dass es dann auch mal, wie sonst fast nie, Salat dazu gibt! Und wenn die Verkäuferin Englisch spricht, kann man das Verhältnis von öliger Sauce und Grünzeugst auch mal ein bisschen eindeutschen :)
Bei der gekochten Version konnte ich ein Phänomen unter meinen Brüdern beobachten: Da die Töpfe hier nicht beschichtet sind, sind Rand und Boden des Topfes eigentlich immer mit einer Schicht knusprigen, verbrannten Reises überzogen - eine Delikatesse, um die sich mit Löffeln gestritten wird!
Riceballs
Hierzu wird ein besonders feinkörniger Reis benutzt, der ziemlich klumpt beim Kochen. So ist es hinterher leicht, mit der Hand daraus Bälle zu formen, die dann zusammen mit Soup gegessen werden können.

Die Saucen
Stew
ist schon eine Bezeichnung für sich. Meistens ist dann von einer dickflüssigen Tomatensauce die Rede, in der (natürlich) Pfeffer, Zwiebeln und Öl zu finden sind, oftmals auch Fisch. Dieser Stew wird in einem flachen Tongefäß mit einem Mörser nach und nach zermalmt, meistens isst man ihn kalt. Das ist auch gut so, denn man verbrennt sich meist schon, wenn man den Yam oder was auch immer mit der Hand zerteilt.
Kontomre Stew
Wird aus den Blättern von Cocoyam, einer Art Baby - Yam, gekocht. Diese werden gegart und dann ebenfalls zermörsert, natürlich auch mit einigem anderen Zeugs. Schmeckt mir total gut, ist so ziemlich das einzig grüne, was hier gängigerweise gegessen wird.

Palm Soup
Aus den Früchten der Ölpalme wird hierzulande Öl gewonnen. Die Produktion ist hier in Kokofu sehr verbreitet, entsprechend streng riecht es an einigen Stellen. Allerdings wird dieses Öl nicht nur für Seifenproduktion etc. verkauft, man kocht es auch zu einer Suppe ein. Abgesehen von dem Öl ist da glaube ich nicht viel drin, man kann echt nicht viel auf einmal davon essen!
Groundnut Soup
Mein Liebling unter den Suppen. Bedeutet Erdnuss - Suppe, keine Ahnung, warum man nicht Peanut dazu sagt. Tja, was soll man da noch erklären: Scharf und erdnussig halt :) Wird meistens mit Riceballs gegessen.

Beilagen
Ghana ist ein absolutes Fleischesserland. Und es wird wirklich alles vom Fleisch gegessen, auch die Innereien, da kennt man keine Scheu. Meistens isst man auch Fisch und Fleisch zusammen, der Fisch wird meist vorher gebraten und dann im ganzen auf den Teller gelegt. Allerdings bin ich eigentlich immer nur am Rumpulen bei dem Versuch, Auge, Schuppen und Skelett zu vermeiden. Auch gekochte Eier werden nicht selten einfach dazugegeben.

Auch bei den Beilagen gilt: Meine Gastmutter gibt mir meist das beste Stück, dann sucht sie sich eins aus und verteilt dann dem Alter entsprechend an die Kinder.

Frühstück

Gibt es klassischerweise eigentlich nicht. Viele essen dreimal am Tag eines der oben beschriebenen Gerichte, sofern sie es sich leisten können.
Da ich mich hier, bis aufs Abendessen, selbst versorge, habe ich mich entschieden, ruhig etwas mehr Geld springen zu lassen und dafür morgens Cornflakes zur Verfügung zu haben. Milch gibt es nicht, oder nur sehr, sehr teuer in Kumasi (genauso wie Milchprodukte wie Käse oder Sahne etc.), deshalb mische ich mir immer ein Tütchen Milchpulver mit Wasser. Schmeckt nicht wirklich wie Milch, aber mit den Cornflakes zusammen kann man es sich schon vorstellen.
Brot gibt es (zu bezahlbaren Preisen), eigentlich nur Weißbrot und zwar in vier verschiedenen Sorten: Sugar (sehr süß), Butter (wie unser Weißbrot), Wead (mit so etwas ähnlichem wie mikroskopisch kleinen Getreidestückchen durchsetzt) und Teabread (mein Favorit). Ein Brot hat die Form eines großen Kastenkuchens und kostet immer zwei Cedi - wer Brot kauft sagt nicht, wie viel, sondern für wie viel Geld und bekommt die entsprechende Menge abgeschnitten. Außerdem gibt es noch eine andere Art Weißbrot, die von der Form her an ein sehr helles, weiches Baguette erinnert, auch wenn es nicht so schmeckt. Mir gefällt daran aber die knusprigere Kruste :) Brot wird hier übrigens einfach so gegessen, höchstens mit Butter zusammen oder in Tee bzw. Trinkschokolade getunkt.
Was auch gut schmeckt ist "Bread with Eggs": Wie der Name schon andeutet, werden dabei Eier mit etwas Salat gemischt und gebraten. Dann wird ein Stück Brot aufgeschnitten, das ganze hineingefüllt und dann noch mal von beiden Seiten angebräunt.
Abgesehen davon ist das einzige halbwegs gängige Frühstück, was an Europa erinnert, Porridge.

Snacks

Erstmal vor allem "Biscuits". Klar ist die Auswahl nicht so groß wie unser deutsches Süßigkeitensortiment - aber die Vielfalt ist hier doch erstaunlich.
Ansonsten ist der Renner eigentlich "Bowfloat" (spricht sich ganz anders, als es aussieht). Hierzu wird der Teig, der auch für Brot verwendet wird, zu kleinen Bällchen geformt und in einer sehr süßen Variante frittiert. Diese gibt es dann in verschiedenen Größen an jeder Straßenecke zu kaufen. Schmecken übrigens auch kalt, ich mag sie aber lieber frisch :)
Ansonsten wird dieser Teig auch in andere Formen gebracht, die dann wieder andere Namen tragen, aber alle ähnlich schmecken.
Koosi bezeichnet eine Art frittiertes Bohnenmus. Schmeckt wirklich nicht nach Bohnen, ist sehr lecker und sättigend, aber auch extrem fettig. Dennoch schwören alle darauf, dass es unheimlich gesund sei - es wird auch gerne zum Frühstück gegessen.
Ansonsten steht an unserem Krankenhaus vormittags immer eine Frau und verkauft gegrillte Erdnüsse, Maiskörner und Popcorn. Manchmal ist auch gegrillter Mais dabei - schmeckt mir sehr gut!

Obst

Das Obst hier ist wirklich von sehr guter Qualität, ich habe noch nie so viele wirklich knackige, schöne Äpfel gesehen wie hier - ganz zu schweigen von der großen Auswahl an verschiedenen Fruchtsorten. Das Problem: Der Preis. Obst ist extrem teuer.
Billiges Obst sind ausschließlich Bananen und Orangen. Letztere gibt es hier auch in einer süßeren, roten Version: Erinnern geschmacklich leicht an Wassermelonen :)

Freitag, 18. Oktober 2013

Geselligkeit

Hallöchen!
Hier mal ein Bericht über ein doch sehr deutsches Wochenende in Ghana!
Am letzten Freitag habe ich mich mit einigen der anderen aktuellen Freiwilligen in Tanoso getroffen. Da ich ja die einzige war, als ich hier ankam, sind die meisten anderen noch relativ "frisch" hier, sodass es vorher noch nicht viel Möglichkeit gab. Deshalb haben wir die Zeit genutzt, um uns auszutauschen und gegenseitig kennenzulernen.
Als erstes wurde dann mal ein Abendessen gekocht, das unseren Mägen etwas vertraut war: Spaghetti mit Gemüsesauce! Und um mal so richtig einen Kontrast zur ghanaischen Küche zu setzen, verzichteten wir komplett auf Öl und Pfeffer. Allerdings stellten wir hinterher fest, dass die Gewöhnung schon so weit fortgeschritten war, dass wir das Brennen im Mund nach dem Essen irgendwie vermissten. Also: ordentlich nachsalzen!
 
Am Samstag dann haben wir uns aufgeteilt. Ich ging mit einer anderen Freiwilligen ins nahegelegene Owabi Wildlife Sanctuary. Als wir im Trotro nach dem Weg fragten, beschloss unser Sitznachbar spontan, uns zu begleiten. Auf halbem Wege dann kam er plötzlich auf die Idee, kurz noch seinen Freund zu grüßen, wir sollten kurz warten. Das ghanaische "Kurz" ist uns mittlerweile schon allzu vertraut und wir stellten uns resigniert auf eine längere Pause ein - als unser Begleiter kurz darauf um die Ecke kam und meinte, wir dürften das Auto seines Freundes benutzen!
So war es dann nicht weit bis Owabi: Zunächst schauten wir uns einen Wasserdamm an, der, mitten in der Natur des Dschungels gelegen, einen wunderschönen Anblick bot. Unterhalb des Wasserfalls, mit dessen Hilfe Strom produziert wird, konnte man einige Fischer bei der Arbeit beobachten.
 
Das Sanctuary selbst ist dann mitten im Urwald gelegen. Eigentlich soll es sogar möglich sein, dort Affen oder sogar Antilopen zu sehen, aber, wie unser Guide uns erklärte, dafür war es nicht die richtige Zeit, die Sonne stehe zu hoch. Sehr zur Enttäuschung unseres persönlichen Fahrers: Er hatte sich spontan entschieden, mitzukommen, mit dem erklärten Ziel, mindestens einen Affen zu sehen!
Torztdem: Der Spaziergang durch den grünen Urwald, umgeben vom bunten Vogelgezwitscher (besonders lustig, wenn unser Guide jeden einzelnen nachmachte) war sehr schön. Der Höhepunkt war die sogenannte "Cathedral": Eine Fläche, umgeben von riesigen Bambusbäumen, die in die Form einer Kuppel gewachsen waren!
 
Am Nachmittag dann ging es nach Kumasi. Im Cultural Centre hab ich dann - wie könnte es anders sein - natürlich noch einige Cedi im Souvenirshop gelassen (die Sachen sind aber auch einfach zu schön!), danach noch mal kurz nach Ketia, um im Gewühl nach schönen Stoffen Ausschau zu halten und am Ende trafen wir uns wieder mit den anderen im Internetcafé, um anschließend ein Restaurant aufzusuchen, in dem solch exquisite Delikatessen wir Pizza, Pommes, Salat oder Hamburger angeboten wurden :)
 
Nachdem wir den ganzen Tag herumgelaufen waren, freuten wir uns darauf, richtig gut zu essen, und bei dem Blick auf die Preise erwarteten wir auch riesige Portionen.
Allerdings hatten wir da wohl den Importzuschlag nicht beachtet.... und so quetschten wir uns, immer noch leicht hungrig, zu sechst (plus sehr nervösem FAhrer) in ein Taxi und fuhren nach Hause, zu Keksen und Chips aus frittierten Kochbananen.
Am Sonntag ging es dann wieder nach Hause. Da ich von meiner netten Gemeinde so viel geschwärmt hatte, begleiteten mich zwei der Freiwilligen mit zu meinem Gottesdienst. Allerdings hatte ich etwas zu viel versprochen: An diesem Sonntag war nur eine Handvoll Leute da und selbst die schien fast einzuschlafen und auf einmal traf der Chor irgendwie gar keinen Ton mehr....
Tja, Vorführeffekt.
Aber trotzdem wurde es noch ein netter Tag, ich habe ein bisschen Stadtführung gespielt und wir haben bei mir in meiner schönen kleinen Wohnung Salat gemacht - schön deutsch - und ihn auf dem Boden sitzend gegessen - schön ghanaisch.




Dienstag, 8. Oktober 2013

Der Chor

Nach kurzer Pause mal wieder ein Lebenszeichen :)
Tja, das Leben hier ging so seinen Gang und plötzlich war ich Mitglied im Kirchenchor! Unglaublich, ich kann immer noch nicht fassen, dass mir das ermöglicht wurde! Im Geheimen hatte ich schon davon geträumt, als ich das erste mal dem Gottesdienst beigewohnt habe, aber dass es dann tatsächlich wahr wurde....
Allerdings laufen Chorproben hier sehr anders ab, als ich es gewohnt bin - zumindest zum Teil. Es gibt keine Noten, keinen Text, kein Melodieinstrument, das die einzelnen Stimmen vorspielt. Der Chorleiter singt es so vor, wie er es in Erinnerung hat und dann schmettern alle los. Interessanterweise stehe ich im Sopran gleich neben einem Mann, der allerdings tatsächlich genauso hoch singt, wie ich - mit Kopfstimme. Auch im Alt sind mehrere Männer zu sehen. Am erstaunlichsten finde ich allerdings immer noch unseren Chorleiter selbst - der kann alle vier Stimmen singen!
Ich selbst versuche eigentlich nur die ganze Zeit, nicht allzu viel Mist zu bauen. Die Melodien sind zwar eingängig und ich kann sie mir schnell merken, aber die Texte.... bei jedem neuen Lied halte ich dem Chorleiter erst mal mein Notizbuch hin und er schreibt mir das ganze in Twi auf.
Die Gruppe ist richtig bunt gemischt und sehr lebhaft. Es macht richtig Spaß, wie sich ständig alle gegenseitig aufziehen. Wer zur Chorprobe in die Kirche kommt, ruft einmal ganz laut "Sweet" und alle anderen Anwesenden antworten mit einem "Jesus". Je nach Persönlichkeit ist es auch vorgekommen, dass ein Tenor wie ein Gummiball auf und ab hüpfend den Chorleiter von hinten ansprang und "Sweet sweet sweet sweet" bellte - da war die andächtige Atmosphäre der abendlichen Kirche natürlich hin.
Vor und nach der Probe wird gebetet. Bei meiner ersten Probe wurde ich gebeten, das zu übernehmen - nicht sehr sinnvoll, meiner Meinung nach, weil außer dem Chorleiter kaum einer Englisch spricht, aber seis drum :) es war trotzdem schön.
Meine erste "Bewährungsprobe" hatte ich dann letztes Wochenende: Eine Beerdigung stand an. Das sind hier natürlich ebenfalls riesige Ereignisse mit gigantischer Gästeschar, Programmheft inklusive Biographie, Prozession zum Grab, mehreren Gottesdiensten und natürlich Kameramann. Das ganze dauert übrigens ein gesamtes Wochenende.
Die zwei Proben, die ich vorher mitgemacht hatte, reichten natürlich bei Weitem nicht, um all die Lieder zu kennen, die der Chor bei diesem Event sang. Aber ich hab mein bestes gegeben und ansonsten einfach versucht, irgendwie die Laute nachzuahmen, die um mich rum gesungen wurden - möglichst leise.
Für diesen Anlass hatte ich mir auch extra noch schwarze Kleidung ausgeliehen - völlig unnötig, wie sich hinterher herausstellte, da ich so wie so Chorroben trug :) Unser Chorleiter meinte, damit sähen wir aus, wie Collegeabsolventen - stimmt auch. Sehr schön fand ich seinen Kommentar: "We are graduating in Christ".
Allerdings war es unter diesen Roben schön muckelig - trotzdem hat das ganze unheimlichen Spaß gemacht. Auch während der Prozession zum Grab sind wir andächtig singend vorweggeschritten, was allerdings bei dem ganzen Gehupe, das unsere den Verkehr ausbremsende Prozession verursachte, leicht unterging.
Besonders witzig fand ich aber, dass die Tatsache, dass ich ein paar Lieder in Twi singen konnte, dazu führte, dass anschließend immer, wenn jemand auf Twi irgendwas über die "Obruoni" sagte, ihn jemand unterbrach und meinte "O te Twi!" (Sie spricht Twi).

Montag, 30. September 2013

Das Children's Villlage

Letzten Samstag hatte ich endlich die Möglichkeit, das Children's Village zu besuchen. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das meine Organisation Loszughana seit mehreren Jahren aufbaut. Dabei gibt es quasi zwei Teile: Einmal das Village selbst, wobei es sich um eine Ansammlung kleiner Häuser handelt, in denen jeweils eine Mutter lebt, die 2 bis 3 Kinder aufnimmt, die entweder keine Eltern mehr haben oder nicht von ihnen versorgt werden können. Also quasi eine Art Waisenhaus.
Während in den letzten Jahren die Arbeit hauptsächlich darin bestand, die Häuser aufzubauen, sind jetzt ein paar von ihnen fertig und bezogen. Nun heißt es, die Versorgung sicher zu stellen, denn der Ort ist wirklich seeeeehr abgeschnitten und somit auf Lieferungen angewiesen, während gleichzeitig der Weiterbau in Gang gehalten werden muss.
Der zweite Teil ist eine kleine Schule, die vor zwei, drei Wochen eröffnet wurde: Hier werden sowohl die Kinder aus dem Village als auch diejenigen des umliegenden Dorfes unterrichtet - völlig umsonst! Das ist hier wirklich keine Normalität, zumal sie auch alle Mittagessen bekommen.
Dementsprechend mager sind aber natürlich auch die Ausstattungsmöglichkeiten und auch dieses Projekt ist auf ständige Spenden angewiesen.
Dieses Projekt ist streckenmäßig wirklich nicht weit von mir entfernt - liegt aber, wie gesagt, so abgeschnitten vom Rest der Welt, dass man auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen ist - und das war am letzten Samstag also möglich!
Zurzeit arbeiten drei Freiwillige im Village, außerdem wurden mit mir noch zwei von "außerhalb" hergebracht. Für mich, die ich ja zu Beginn die einzige Freiwillige im Lande war, war es richtig schön, sich mal mit den anderen auszutauschen, aufgrund des langwierigen Transports hierzulande sind Treffen solcher Art relativ kompliziert zu organisieren.
Ich lass mal wieder die Bilder sprechen :)

 
Ein Klassenraum in der kleinen Schule - am Samstag logischerweise leer.

Der Boden in der "Dining Hall" im Village ist zu einem Viertel mit Maiskolben bedeckt - die wir dann alle zusammen mit den Händen abgerubbelt haben, weil wir zu blöd waren, die Maschine zu bedienen :)

 
Die Küche im Village:

 
Katzen, Hunde, Kaninchen, Esel - die Tiere sind fester Bestandteil des Villages.

 
Tja, und so sieht es hier aus:
 
Alle Freiwilligen, die am Samstag da waren, auf dem Pick Up versammelt. Die Fahrt über die mit Schlaglöchern gesprenkelte Straße ist auf der Ladefläche schon sehr spaßig :)
 
Ein letzter Blick zurück:

Sonntag, 29. September 2013

Dies und das

Dieser Post wird jetzt einfach mal ein Mosaik aus ein paar kleinen Begebenheiten, die sich in letzter Zeit so zusammengekleckert haben, die aber wohl keinen eigenen Beitrag gerechtfertigt hätten....

Zunächst einmal hat hier definitiv die Regenzeit eingesetzt. Fast jeden Tag fängt es irgendwann an, apokalyptisch zu gießen. Im Krankenhaus kann man dann sein eigenes Wort nicht mehr verstehen und das Wasser strömt vor dem Eingang wie eine flüssige Mauer herunter.
Natürlich ist es mir fast nicht möglich, trocken nach Hause zu kommen - insofern habe ich es sogar geschafft, mir eine richtig dicke Erkältung zu holen, mit Husten, Niesen, Kopfschmerzen und allem anderen. Malaria, Typhus, Tollwut - darauf war ich ja schon fast eingestellt. Aber eine Erkältung??? In Ghana??? Tja, da kann man mal wieder sehen....
Nachts sind die Gewitter und stürme manchmal so laut, dass mir das Einschlafen schwer fällt, obwohl ich es eigentlich urgemütlich finde, mich bei Weltuntergangslärm unter meinem Moskitonetz einzurollen.
Okay, natürlich ist es nicht immer so, die Vormittage sind meistens wunderschön sonnig, und hin und wieder ist auch mal ein, zwei Tage lang Ruhe. Aber man merkt doch schon einen klaren Unterschied zum Anfang.


Im Krankenhaus habe ich jetzt einige gefühlte Initiationsriten hinter mir: Zunächst einmal habe ich mir so ein "Ahmadiyya Hospital" Uniform - T-Shirt zugelegt. Desweiteren bin ich mittlerweile so weit fortgeschritten, dass ich Spritzen geben und Infusionen legen darf! Das macht mich immer wieder unheimlich stolz!


Eine weitere Sache ist noch, dass ich es endlich geschafft habe, mir einige afrikanische Kleidung nähen zu lassen. Schneidern nach Maß ist hier nämlich Gang und Gebe und wirklich nicht teuer. Man kauft sich den Stoff vom Markt, lässt Maß nehmen und erklärt der Schneiderin das Design.
Ich bin mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden - allerdings hätte ich bei der länge des Rockes doch auf die Schneiderin hören sollen, denn als ich mein neues Kleid stolz zur Kirche trug, fiel mir auf, dass wohl niemand sonst so viel Bein zeigte.... naja, meine Gastmutter hatte vorher gesagt, das mache nichts aus. Und als meine Sitznachbarin eiskalt anfing, während der Messe sich obenrum freizumachen und ihr Baby zu stillen, dachte ich mir, so schlimm kann es also wirklich nicht sein...

Dienstag, 24. September 2013

Was für ein Wochenende!

Wow.....
die letzten drei Tage waren für mich mal ein richtiges Intensiv - Tourismus - Erlebnis! Denn zum Glück bin ich mit netten Kollegen gesegnet, die dafür sorgen, dass ich auch was erlebe!
Aber der Reihe nach

Freitag - Manhyia Palace

Nach der Arbeit treffe ich mich mit einem Kollegen in Kumasi. Nachdem es einige Schwierigkeiten mit dem Finden des jeweils andere gab (Gelobt seien die Handys!) ging es dann zum Manhyia Palace, dem ehemaligen Palast des Asantehene, dem König der Ashanti. Die Ashanti sind die Volksgruppe, die den hiesigen Teil Ghanas bewohnen und auch so ziemlich die bedeutendste. Deshalb ist ihr König auch nicht nur irgendeine symbolische Figur, sondern eine politisch aktive und relevante Persönlichkeit, ohne dessen Mitwirken die Regierung in Ghana echte Schwierigkeiten hätte.
Das Museum, das wir besichtigt haben, ist der Palast, der Prempeh II von den Briten nach dem Krieg mit Ghana als Entschädigung geschenkt wurde. Der König zog aber erst dort ein, als die Ashanti das Gebäude abbezahlt hatten. Der aktuelle Asantehene wohnt in einem anderen Gebäude, sodass nun kurze Museumsführungen angeboten werden können.
Leider sind im Innern keine Fotos erlaubt - aber interessant war es allemal.
So ist zum Beispiel die Königin, die Schwester des aktuellen Asantehene, beziehungsweise die des Vorgängers (wenn sie noch nicht verstorben ist) zum großen Teil dafür verantwortlich, welcher ihrer Söhne der nächste König wird - es kann nie der Sohn des aktuellen Asantehene sein! Interessanterweise ist die aktuelle Königin die Mutter des aktuellen Königs - sie hat dessen Vorgänger überlebt und erfreut sich mittlerweile eines stolzen Alters von 112 Jahren.
Ebenfalls interessant ist, dass bei offiziellen Einladungen erwartet wird, dass dem Asantehene ein eigener Stuhl geschenkt wird. Auf diesem Stuhl darf danach niemand mehr außer ihm sitzen, er wird also mit nach Hause genommen. So kommt es, dass es im Museum eine Sammlung von Thronen zu bestaunen gibt - einer davon auch aus dem Buckingham Palace.
 
 
Samstag - Lake Bosomtwe
 
Ganz in der Nähe meines Wohnortes liegt der Lake Bosomtwe, der größte See Westafrikas. Entstanden ist er durch einen Meteoriteneinschlag, der Legende nach ist er heilig. Deshalb darf kein Material außer Holz das Wasser berühren - daher wird zum Großteil die Fischerei dort immer noch folgendermaßen betrieben: Anstatt Boote benutzt man Flöße und vorwärts bewegen sich die Fischer, indem sie mit den Händen paddeln. Angeln sind ebenfalls tabu, sodass die Fische in aufgestellten Netzen gefangen werden.
Wie uns zu Beginn gesagt wird, muss man, um einen "Tourguide" zu bekommen, eine Tüte mit Baumsamen kaufen. Dies dient dazu, der durch die Landwirtschaft entstandenen Abholzung entgegenzuwirken, der Betrag ist frei wählbar zwischen 15 und 50 Cedi. Allerdings ist dieser sogenannte Tourguide eher eine symbolische Gegenleistung - er stellt sich drei Minuten vor den See und erzählt uns weniger, als ich vorher im Reiseführer nachgelesen habe.
 
Egal, gehört halt dazu :) Auf jeden Fall sind wir ziemlich früh da und das Wetter ist zu Beginn auch ein bisschen mies, sodass nur wenige andere Leute da sind. Laut Tourguide kann man den See in einer achtstündigen Wanderung zu Fuß umrunden - wir entscheiden uns für die andere Möglichkeit und suchen uns einen Platz zum Entspannen. Wir, das sind Irene (eine Kollegin von mir), ihre zwei Brüder, ihr Cousin, ihr kleiner Neffe und ich.
Obwohl Ghanaer ziemlich wasserscheu sind und kaum jemand schwimmen kann, planschen viele der Gäste im See herum. Ich hatte eigentlich nicht vor, schwimmen zu gehen, möchte aber schon einmal mit den Füßen rein. Okay, ich hätte es besser wissen müssen:
 
Ich habe keine meiner Angreiferinnen je zuvor gesehen, aber alle kennen meinen Namen und kurz darauf (schließlich bin ich ja eh komplett durchnässt) gebe ich ihnen Schwimmunterricht.
Als ich aus dem Wasser komme, in meinen klammen Klamotten, mache ich eine Erfahrung, die mir bisher ziemlich selten in Ghana untergekommen ist: Ich friere! Und natürlich sind keine Klamottenhändler in der Nähe, wenn man sie braucht! Daher muss ich mich notdürftig mit einem Badeanzug - Oberteil zufrieden geben, welches ich direkt am Strand erstehen kann.
Auch hier am See sind Weiße natürlich eine Attraktion. So dauert es nicht lange, bis eine Gruppe Frauen auf mich zukommt, mich grüßt und unbedingt ein Foto mit mir möchte - man fühlt sich wie ein Star:
 





Der Tag ist insgesamt einfach sehr entspannt und schön. Wir machen eine kleine Tretbootfahrt und ich koste zum ersten Mal "Palm Wine", eine Wein, der aus der Ölpalme gewonnen wird. Nicht ganz mein Fall, aber Irenes anderthalbjähriger Neffe steht total drauf. Dementsprechend müde ist er im Anschluss - und wie Irene mir später erzählt, wird er den nächsten Morgen erbrechen müssen. Woher das wohl kommt....?
 
Ach ja, und eine Taufe haben wir auch noch gesehen - sogar eine Art Massentaufe!
Sonntag - die Verlobung
Am nächsten Tag nimmt Irene mich mit zur Verlobungsfeier einer alten Schulfreundin von ihr. Natürlich sind auch viele andere ihrer alten Schulfreundinnen da - und da sie sich seit zwei Jahren nicht gesehen haben, wird natürlich viel geschnattert und laut gelacht. Ich verstehe leider nicht viel, aber das macht irgendwie nichts - es ist schon lustig, einfach dabei zu sein!
Die Verlobung war für 12 Uhr anberaumt, so um Viertel nach 1 geht es dann auch tatsächlich los. Die Wartezeit verbringen wir zum Teil mit Tanzen - die Boxen sind aufgedreht und es laufen religiöse Lieder, was hier gleichbedeutend ist mit Tanzmusik, und man gibt mir ein bisschen Nachhilfe im "Azonto". Keine Ahnung, worin das Prinzip dieses Tanzes besteht, ich mach einfach irgendwas und es macht Spaß :)
Die Verlobung wird übrigens mit einem riesen Brimborium aufgezogen: Bombastische Deko, eine riesen Zahl Gäste, alle sind total rausgeputzt, Fotograf und Kameramann wurden angeheuert - ich frag mich, wie die Hochzeit das letztlich noch toppen soll!
Leider verstehe ich von der eigentlichen Feier, die als Gottesdienst gestaltet wird, fast gar nichts ( alles auf Twi, höhö) aber am Ende wird nach zwei wunderschönen Frauen (Irenes Freundinnen rennen kreischend nach vorne) und zwei hässlichen Männern verlangt. Es geht nämlich darum, die Sektflaschen zu öffnen - mit möglichst viel Gespritze! Deshalb wird vorab natürlich kräftig geschüttelt - aber richtig knallen tut eigentlich nur eine Flasche....
 
Interessant war hier auch die kulinarische Versorgung: Es gab nicht, wie bei uns, ein Buffet oder so, sondern jeder erhielt gegen Ende eine kleine Tüte mit einer Dose Fanta oder Cola, einem Pie und einem Stück Fleisch, zusammen mit einer Grußkarte mit aufgedrucktem Dankesspruch. Ich stürze mich sofort auf das eisgekühlte Getränk, denn nach vier Stunden in der Sonne bin ich gar!
Nach der Feier geht der Run auf die Trotros los: Der Ort ist nämlich nicht gerade ein verkehrstechnischer Knotenpunkt, sodass alle sich auf den ersten Wagen stürzen, der nach Kumasi fährt. Irenes passender Kommentar dazu: "Survival of the Fittest".

 
 


Dienstag, 17. September 2013

Monatsbilanz

Tja, jetzt bin ich tatsächlich auf den Tag genau einen Monat hier. Unglaublich...
Und wie das immer so ist, fühlt es sich auf der einen Seite an, als wäre ich schon eine Ewigkeit hier, aber gleichzeitig, als wäre ich erst gestern angekommen!
Tja, was kann man nach einem Monat alles sagen? Ich zieh mal kurz Bilanz:

Ich habe eine wunderbare Gastfamilie, in der ich mich absolut wohlfühle. Auch wenn bis auf den Ältesten keiner der Kinder Englisch spricht, verstehen wir uns super. Die Kleinste, die überhaupt noch keine Sprache spricht, hat es sich mittlerweile zur Gewohnheit gemacht, mich jeden Morgen noch bis zum Tor zu bringen und mir hinterher zu winken. Das versteht man auch ohne Worte...


Und wie sieht es mit meinem Twi aus? Na ja.... ich kriege mittlerweile die gaaaanz grundlegenden Konversationsbausteine hin (also, die, die sich so wie so jedes mal wiederholen) und kann Unterhaltungen, deren Schlagwörter mir bekannt oder aus dem Englischen verständlich sind, auch halbwegs verfolgen. Aber mit Englisch ist es einfach zu einfach... :)

Auf der Arbeit und in der Stadt habe ich unheimlich viele nette Leute kennen gelernt, sodass ich auf dem Heimweg eigentlich ständig in Gespräche verwickelt werde - eine echt Wohltat, nachdem am Anfang der weg akustisch von kindlichen "Obruoni!!!!!" (Weiße)  - Geschrei gepflastert war.

Woran ich mich noch nicht gewöhnen konnte, ist, den Müll einfach auf den Boden zu werfen. Da das Wasser hier meist nicht aus Flaschen, sondern Plastiktüten getrunken wird, liegen diese praktisch überall herum und ich, zwanghafte Deutsche, die ich bin, packe eigentlich immer alle in meine Tasche, um sie dann in meinem Zimmer in den improvisierten Müllbeutel zu packen - am Ende wird das ganze vor dem Haus verbrannt. Aber abgesehen davon habe ich es mir mittlerweile angewöhnt, überall den Plastikmüll vom Boden aufzulesen, wenn meine Gastmutter mich (mal wieder) nicht beim Kochen helfen lassen möchte :) (okay, eigentlich auch verständlich, da sie mir alles erst mal vormachen muss und ich dann drei mal so lange brauche, wie sie.... :) )

Aber insgesamt kann ich wirklich sagen, ich habe mich gut eingelebt!


Freitag, 13. September 2013

Wieder in Tanoso

Hallöle!

Tja, hier bin ich schon wieder.
Heute sind meine drei Wochen Eingewöhnungszeit zu Ende und ich bin wieder in Tanoso, dem kleinen Stadtteil von Kumasi, in dem die Organisation ihr Büro hat.
Heute Vormittag war ich im Zentrum von Kumasi und mir ist (im Vergleich zu Kokofu) einfach mal aufgefallen, was für eine AUSWAHL man hier einfach hat! Unglaublich - das war mir vorher gar nicht aufgefallen. Ich bin einfach nur durch den kleinen Supermarkt gegangen, um mich an der Vielfalt zu erfreuen :)
Okay, jetzt übertreibe ich etwas. Die "McDonaldization" hat hier in Ghana noch bei weitem nicht so gewütet wie in Deutschland, auf der anderen Seite gab es aber auch in Kokofu an jeder Ecke Cola.
Allerdings sind importierte Markenprodukte einfach nur ziemlich teuer. So hat der Supermarkt zwar auch Magnum Eis, Bounty und Kitkat, letzteres aber zu einem Preis, für den man auch drei warme Mahlzeiten bekommen würde.
Und jetzt, nach drei Wochen, in denen ich (abgesehen vom Arzt im Krankenhaus, der aber glaub ich nie auf der Straße ist) die einzige Weiße weit und breit war, fällt mir auf einmal auf, wie VIELE weiße Menschen in Kumasi sind! okay, viele ist wirklich übertrieben. Aber man sieht welche.
Jetzt bin ich gerade wieder im Freiwilligenraum und genieße es, wieder hier zu sein und all die bekannten Gesichter und Orte wiederzusehen. Fast wie nach Hause kommen - obwohl ich Kokofu mittlerweile schon wesentlich besser kenne :)

Oh, kurze Ergänzung: Gerade hat mich Tanoso mit einem wunderschönen Sonnenuntergang willkommen geheißen, den will ich euch nicht vorenthalten:


Mittwoch, 11. September 2013

Update

Tja, wird wohl mal wieder Zeit für einen Eintrag :)

Was hab ich in letzter Zeit so gemacht? Mittlerweile ist eine Art Routine eingekehrt.
Im Krankenhaus bin ich schon ein bisschen "vorgerückt", quasi zum Mädchen für alles. Papierkram, Infusionen vorbereiten, Spritzen aufziehen - nur die Nadeln reinstechen darf ich leider noch nicht :)
Die letzten Tage habe ich auch mal einen Blick ins Labor werfen dürfen: Dort kommen alle möglichen Testfragen an, selbstverständlich hauptsächlich Malaria. Und ich kam mir schon richtig wichtig vor, als ich die Patienten dann in den Finger pieksen durfte!
Problematisch wird es nur bei Kleinkindern: Viele haben mit mir die allererste weiße Person in ihrem Leben vor Augen. Und so ein Alien macht einem kleinen Kind natürlich panische Angst! Die meisten brechen schon in Geschrei aus, wenn ich ihnen das Fieberthermometer unter die Achsel klemmen möchte. Da ist es nicht gerade eine Verbesserung, wenn ich ihnen mit einer Nadel in den Daumen steche und dann das Blut rausdrücke....
Heute hab ich dann auch zum ersten Mal bei einer Operation zugesehen (worauf ich schon sehr gespannt war). Die Atmosphäre war total locker, OP-Kleidung oder so musste ich nicht tragen, nur Handschuhe und Mundschutz - was ich hinterher bereut habe, da mir das Blut auf die weiße Hose gespritzt ist.
Okay, genug der sadistischen Details.
In meiner Gastfamilie fühle ich mich wohler denn je. Meine Gastgeschwister habe ich richtig ins Herz geschlossen, ganz besonders die Kleinste. Sie hat ihre ganz eigene Art, mir ihre Zuneigung zu zeigen: Obwohl ich mich bemühe, der Sitte entsprechend immer mit der rechten Hand zu essen, gibt es doch bestimmt Gerichte, wo man mir mitleidig lächelnd einen Löffel anreicht. Und meine kleine Gastschwester versucht sich mittlerweile auch daran, dieses seltsame Gerät zu benutzen - allerdings muss sie dabei die linke Hand zu Hilfe nehmen, denn schließlich muss der Reis ja auch irgendwie vom Teller zum Mund balanciert werden.
Nach der Arbeit sind wir meist alle zusammen am Laden meiner Gastmutter, wo die Jungs rumtoben oder sich wahlweise gegenseitig die Köpfe einschlagen. Aber immer öfter machen wir auch was zusammen - eine extrem rasante Version von Mensch ärgere dich nicht verliere ich genauso kläglich wie gewisse Geschicklichkeitsspiele, bei denen die Jungs mit Überlichtgeschwindigkeit Steine in die Luft werfen, irgendwas aufsammeln und wieder auffangen...
Tja, ich versuche einfach mal, ein paar Bilder hochzuladen:

 
Mein wunderschöner Arbeitsweg:
 
Der kleine Store meiner Gastmutter:
 
Die Arbeit im Labor: